30. Mai 2012

Cheap Medicine

Immernoch bin ich der Meinung, 8819 Kilometer sind definitiv 8819 Kilometer zu viel. Und diese Kilometer winden sich die nächsten zwei Wochen wohl wie eine schwere Eisenkette um meinen Brustkorb. Immerhin wird sie von Tag zu Tag etwas gelockert - und die Zeit vergeht bekanntlich ja schnell.

Um die Zeit ein bisschen schneller vergehen zu lassen und somit diese Eisenkette ein bisschen schneller zu lockern bin ich gestern Abend seit längerem einfach mal wieder spazieren gegangen. Kamera hat mich begleitet, was sie sonst eigentlich noch recht selten tut.

Eigentlich wollte ich nur meinen Lieblingsweg gehen - doch meine Beine wollten nicht so ganz und trugen mich stattdessen in den Schloßgarten. Nahezu wie ein Magnet hat er mich angezogen, und ich bin der Kraft einfach gefolgt, ganz ohne Widerstand.

Ungefähr eine halbe Stunde war ich dann dort. Komplett alleine - nur die Sonne hat sich zu mir gesellt, nachdem der Regen seinen Besuch abgestattet hatte. Zwar hat sie teils nur durch Wolken gelinst, mit ihnen gescherzt und den Himmel gemalt. Aber es war unendlich schön.

Vielleicht, weil im Schloßgarten soviel Geschichte geschrieben wurde. Ich würde zugern einmal die Bäume erzählen hören, was sie schon alles erlebt haben.

Und plötzlich waren die 8819 Kilometer gar nicht mehr da, sie hatten sich auf nicht mal mehr einen Zentimeter reduziert. Vom Wind umspielt stand ich da, und die Eisenkette war fast weg. Ich weiß, die zwei Wochen vergehen schon. Es ist nicht die Welt.

Und dann, dann linste die Sonne immer mehr aus den Wolken hervor. Als würde sie mich aufmuntern wollen, den Regen und die Tränen trocknen. Und am Schluß hat mir sogar ein Engel einen Besuch abgestattet.

*





24. Mai 2012

Neverland



Bald ist es da, das Ende. Das Ende einer zwölfjährigen Schulzeit. Noch zwei Colloquien – und dann ist es vorbei. Natürlich schwingen die Zweifel mit, schwingen so ausgiebig wie eine Schaukel im Sturm. Erst leicht, dann stärker…und bis zu dem Tag, an dem ich die Ergebnisse habe, werden sie wohl kontinuierlich weiter schwingen.
Mein einziger Wunsch ist: bestehen. Und dann bin ich sozusagen endlich frei – frei von dieser Last. Auch wenn ich meine Schulzeit keinesfalls missen möchte und ich in  diesen zwölf Jahren unglaublich liebenswerte, bewundernswerte und einzigartige Personen kennen gelernt habe – war die Schule, der unendliche Leistungsdruck, der Wunsch nach den besten Noten, immer ein Grauschleier in meinem Leben. Meine Erwartungen habe ich nie erfüllt. Deswegen – ja deswegen bin ich vermutlich froh, dass es bald vorbei ist.
Und dann startet eine neue, ganz große Reise für mich. Wohin sie mich bringen wird weiß ich nicht. Ich hoffe zu wundervollen Orten, zu neuen, einzigartigen Personen. Zu neuen  Szenarien, phantastischen Bildern, malerischen Tönen…eine schier unendliche Liste könnte ich aufstellen.
Die ersten Vorbereitungen für diese ‚Reise‘ habe ich bereits getroffen. Und ich kann kaum erwarten, endlich einen alten und belastenden Teil meines Lebens hinter mir zu lassen und mich endlich in neue Welten zu stürzen.
Und das fühlt sich verdammt gut an.
Einen Bruch soll das aber ganz und gar nicht darstellen – ich möchte meine alten Lieben, meine wertvollsten Schätze, meine schönsten Schmuckstücke, unbedingt mit auf diese Reise nehmen.  Ich hoffe wirklich tiefst, dass sie dazu bereit sind. Und dann könnte etwas unendlich Wunderbares daraus entstehen.

The treasures of my hearts‘chest.